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Insel-SPD erinnert an Usedomer Sozialdemokraten in schwerer Zeit

Die Nachfahren der sozialdemokratischen Urväter und die heutige Generation der Sozialdemokraten Von Links nach rechts: Uwe Keller, Falko Beitz, Historiker Christoph Wunnicke, Werner Winterfeldt, Günther Jikeli

Die Nachfahren der sozialdemokratischen Urväter und die heutige Generation der Sozialdemokraten
Von Links nach rechts: Uwe Keller, Falko Beitz, Historiker Christoph Wunnicke, Werner Winterfeldt, Günther Jikeli

Zum 70. Jahrestag der Zwangsvereinigung von SPD und KPD:

Die Veranstaltung fand im Pfarrhaus der Ev. Kirche in Usedom statt. Der Gastgeber Pfarrer Schultze erinnerte daran, dass die politische Arbeit zur Wendezeit maßgeblich durch Kirchenmitglieder geprägt wurde und hob die Verantwortung von Bürgern und Parteien in heutiger Zeit für die Gesellschaft hervor.

Günther Jikeli (71) führte in die Usedomer Stadtgeschichte der Nachkriegszeit ein und stellte die damalige SPD-Gruppe vor: Franz Schmiedeberg, Richard Peise, Erich Keller, Albert Winterfeldt u.a., von denen Kinder und Enkel teilnahmen. Er beschrieb die besonderen Schwierigkeiten dieser Zeit: Fast Verdoppelung der Bevölkerung durch die Flüchtlinge, Ernährungsprobleme, Mangel an Produktionsmitteln durch Reparationsleistungen.

Der Usedomer Elektriker Uwe Keller (Jg. 1943) berichtete von seinem Vater Erich Keller, Verwaltungsangestellter in Usedom, und der Fischer Werner Winterfeldt (Jg.1935) von seinem Vater, dem Fischhändler Albert Winterfeldt. Detlef Winterfeldt ist langjähriges SPD-Mitglied und Usedomer Stadtvertreter und schreibt damit die Geschichte weiter, wie der Vater Werner stolz berichtet.

Die fesselnden Berichte wurden durch Erinnerungen der zahlreichen Gäste und Freunde ergänzt. Es gilt die Geschichte zu bewahren, die Erinnerungskultur im Großen, wie auch im „Kleinen“, also hier bei uns zu Hause, zu pflegen. Gerade diese authentische, persönliche Beziehung macht unsere Tradition so lebendig und erfüllt uns mit Stolz und Hochachtung vor unseren Vorkämpfern.

Der Historiker Christoph Wunnicke von der Friedrich-Ebert-Stiftung verwies auf den damaligen zur vollständigen Neuordnung der Gesellschaft nach dem Zusammenbruch der Nazi-Herrschaft. Großgrundbesitz sollte zerschlagen werden für eine gerechtere Verteilung der Güter. Im Unterschied zu den Sozialdemokraten wollten die Kommunisten die Enteignungen mit Hilfe der Besatzungsmacht durchsetzen. Die Sozialdemokraten wollten einen demokratischen und rechtsstaatlichen Weg gehen, mit Abstimmungen und Vermögensausgleich bzw. Entschädigungen. Die Mehrheit der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern war für diesen Weg. Das erklärt den starken Zulauf von 80.000 Bürgern zur SPD-Mitgliedschaft in MV. Als die Kommunisten merkten, dass sie unterlegen waren, betrieben sie den Weg der Vereinigung beider Parteien. Nur 20 % der SPD-Mitglieder allerdings gingen nicht in die SED, einmal weil sie keine anderen Chancen gegenüber der Besatzungsmacht sahen, zum anderen weil sie die alten Fehler der Spaltung unter den Linken nicht wiederholen wollten. Besonders gedacht wurde der Sozialdemokraten, die denunziert und liquidiert wurden.